Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs, medizinisch als Ovarialkarzinom bezeichnet, ist eine bösartige Erkrankung, die in den Eierstöcken entsteht – also dort, wo Eizellen heranreifen und weibliche Hormone gebildet werden. Diese Krebsart zählt zu den komplexeren gynäkologischen Tumoren, weil sie sich oft lange Zeit unbemerkt entwickelt. In den frühen Stadien verursacht sie meist keine eindeutigen Beschwerden, sodass sie häufig erst entdeckt wird, wenn sie sich bereits im Bauchraum ausgebreitet hat.
Trotz dieser Herausforderung hat sich die Behandlung des Eierstockkrebses in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Durch moderne Operationstechniken, gezielte Medikamente und eine individuell angepasste Therapie ist die Prognose für viele betroffene Frauen heute besser als früher. Auch das Thema Kinderwunsch und Fertilitätserhalt spielt eine immer wichtigere Rolle, da einige Patientinnen im gebärfähigen Alter erkranken.
Die Rolle der Eierstöcke
Die Eierstöcke (Ovarien) befinden sich links und rechts der Gebärmutter und haben zwei Hauptfunktionen: Sie produzieren Eizellen und steuern über hormonelle Prozesse den weiblichen Zyklus.
Woher kommen Tumoren?
Ein Tumor kann dort entstehen, wo Zellteilung und Zellreparatur reguliert werden. Wenn in diesen Mechanismen Fehler auftreten (Mutationen), können Zellen sich unkontrolliert vermehren. Tumoren im Eierstock können von mehreren Ursprungsgeweben ausgehen:
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Vom Epithel (Oberflächengewebe)
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Von Keimzellen (die der Eizellenbildung zugeordnet sind)
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Vom Stroma (hormonproduzierendes Stützgewebe)
Diese Herkunft bestimmt das Verhalten, mögliche Symptome und Therapieansätze.
Arten von Eierstockkrebs – Unterschiede verstehen
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Epitheliale Karzinome – bei weitem die häufigste Form; entstehen aus dem Oberflächen- oder Drüsengewebe des Eierstocks oder der Eileiter.
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Keimzelltumoren – aus Zellen, die Eizellen hervorbringen; häufiger bei jüngeren Patientinnen.
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Stromatumoren – aus dem Binde- bzw. Hormongewebe des Ovars, oft mit hormonellen Besonderheiten.
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Grenzfall-Tumoren (Borderline-Tumoren) – liegen zwischen gut- und bösartigen Formen; wachsen langsamer und können bessere Prognosen haben.
Die genaue Typologie ist für die Therapieplanung entscheidend.
Häufigkeit & Bedeutung
Obwohl Eierstockkrebs seltener ist als etwa Brustkrebs, ist er dennoch relevant:
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In Deutschland wird geschätzt, dass jährlich mehrere Tausend Frauen erkranken.
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Der Tumor wird häufig erst im späteren Stadium erkannt – ein Grund, weshalb die Prognose schwieriger ist.
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Je früher der Tumor entdeckt wird (begrenzt auf Eierstock oder geringer Ausdehnung), desto günstiger sind die Behandlungsaussichten.
Aus Studien und statistischen Quellen geht hervor, dass viele betroffene Frauen bei Diagnose bereits eine Ausbreitung im Bauchraum haben. Dies spricht für Sensibilität bei neuen, anhaltenden Beschwerden.
Anzeichen & Symptome – worauf achten?
Eierstockkrebs zeigt meist keine eindeutigen Frühlingssignale. Doch bestimmte Veränderungen sollten aufmerksam machen:
Typische, meist unspezifische Warnzeichen
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Völlegefühl, Blähungen, rasche Sättigung bei Mahlzeiten
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Druckgefühl oder Ziehen im Unterbauch / Beckenbereich
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Zunehmender Bauchumfang, ohne klaren Gewichtszuwachs
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Veränderungen im Stuhlgang (Verstopfung, häufiger Stuhl)
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Häufigerer Harndrang, ohne Infekt
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Müdigkeit, Abgeschlagenheit
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Gewichtsveränderungen, Appetitminderung
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Irreguläre Blutungen, insbesondere nach der Menopause
Eines allein ist oft harmlos. Jedoch wenn mehrere Symptome neu auftreten, länger bestehen oder sich verstärken, ist eine gynäkologische Abklärung sinnvoll.
Risikofaktoren & mögliche Schutzfaktoren
Risikofaktoren
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Höheres Alter, insbesondere nach der Menopause
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Keine oder späte Schwangerschaften, seltenes Stillen
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Endometriose oder bestimmte gutartige Tumoren
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Hormonelle Einflussfaktoren, insbesondere längere Exposition gegenüber Hormonen
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Übergewicht, entzündliche Prozesse, Umweltfaktoren könnten beitragen
Schutzfaktoren & Vorsorgeüberlegungen
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Langjährige Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva (bei individueller Abwägung)
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Mehrere Schwangerschaften, Stillzeit
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In Fällen signifikanter genetischer Risikobelastung: engmaschige Überwachung, genetische Beratung
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Gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Bewegung
Diese Faktoren beeinflussen das Risiko – sie garantieren keine Erkrankung oder Schutz.
Wie läuft die Diagnostik ab?
Obwohl die endgültige Diagnose nur medizinisch gestellt wird, lässt sich der diagnostische Pfad allgemein skizzieren:
Erste Schritte
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Anamnese und gynäkologische Untersuchung: Befragung zu Beschwerden, familiärer Belastung
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Bildgebende Verfahren: Insbesondere der transvaginale Ultraschall, ggf. ergänzt durch CT oder MRT
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Gewebeentnahme / Operation: Der definitive Nachweis erfolgt oft erst nach Entnahme von Gewebe
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Staging / intraoperative Beurteilung: Im Rahmen der Operation wird geprüft, ob und wie weit der Tumor sich ausgebreitet hat
Eine strukturierte Fallbesprechung in einem interdisziplinären Team (Tumorboard) ist gängige Praxis, um den bestmöglichen Therapieplan zu erarbeiten.
Therapieprinzipien
Die Therapie erfolgt in spezialisierten Zentren nach individuellem Plan:
Operation
Ziel ist es, möglichst alle sichtbaren Tumorbereiche zu entfernen – das sogenannte „optimale Debulking“.
Je nach Ausdehnung können Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Bauchfell und manchmal Lymphknoten entfernt werden.
Bei sehr frühen und begrenzten Fällen kann in Absprache ein Fertilitätserhalt geprüft werden.
Systemische Therapie
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Chemotherapie ist oft nach der Operation indiziert, um mikroskopische Restzellen zu eliminieren
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Erhaltungstherapie: nach Erstbehandlung, um Rückfälle hinauszuzögern
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Studienbeteiligung eröffnet manchmal Zugang zu innovativen Therapien
Umgang mit Nebenwirkungen
Therapien können belastend sein (Übelkeit, Müdigkeit, haematologische Effekte, hormonelle Effekte). Unterstützende Maßnahmen (z. B. Begleitmedikamente, Ernährungs- oder physiotherapeutische Ansätze) sind wichtig, um Lebensqualität zu erhalten.
Fertilität & Kinderwunsch – ein zentraler Aspekt
Da viele Patientinnen im reproduktionsfähigen Alter sind oder Kinderwunsch haben, hat dieses Thema besondere Bedeutung:
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In sehr frühen Stadien und bei vorsichtiger Auswahl kann eine fertilitätserhaltende Operation möglich sein.
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Vor Beginn von systemischer Therapie kann eine Kryokonservierung von Eizellen, Embryonen oder Eierstockgewebe erfolgen.
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Die Entscheidung sollte früh und interdisziplinär (Gynäkologie, Reproduktionsmedizin, Onkologie) getroffen werden.
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Nach der Therapie ist eine individuelle Wartezeit und Sicherheitsbeurteilung nötig – hier entscheidet das behandelnde Zentrum.
Nachsorge & Leben nach der Therapie
Nachsorgekonzept
Regelmäßige Kontrollen, inklusive bildgebender Verfahren und Labormonitoring, helfen, Rückfälle früh zu erkennen.
Umgang mit Langzeitfolgen
Viele Patientinnen haben bleibende Belastungen wie Müdigkeit (Fatigue), hormonelle Veränderungen, sexuelle Funktionsstörungen oder Knochenschwäche. Eine gezielte Rehabilitation, physische Therapie, Beckenbodentraining und psychoonkologische Begleitung sind hilfreich.
Lebensstilmaßnahmen
Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und ausreichender Schlaf sind wichtige Bausteine, um das Wohlbefinden zu fördern. Komplementäre Methoden wie Entspannungsübungen, Yoga oder Akupunktur können unterstützend wirken – jedoch nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Ärzteteam.
Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?
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Wenn neue Beschwerden im Unterbauch/Becken über Wochen bestehen
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Bei Zunahme des Bauchumfangs ohne erklärbare Ursache
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Wenn Symptome sich häufen oder verstärken
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Bei familiärer Belastung durch Eierstock- oder Brustkrebs (genetische Beratung sinnvoll)
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Bei parallelem Kinderwunsch frühzeitig gynäkologisch beraten lassen
Eine frühzeitige Abklärung kann Schlüssel sein – auch wenn nicht jede Auffälligkeit auf Eierstockkrebs hindeutet.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Eierstockkrebs
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs – auch Ovarialkarzinom genannt – ist eine bösartige Erkrankung der Eierstöcke. Sie entsteht, wenn sich Zellen im Eierstockgewebe unkontrolliert vermehren. In frühen Stadien verursacht sie häufig keine eindeutigen Beschwerden und wird daher oft erst später erkannt.
Welche Symptome können auf Eierstockkrebs hinweisen?
Typische Anzeichen sind Völlegefühl, Blähungen, ein zunehmender Bauchumfang, Druckgefühl im Unterbauch, Verdauungsveränderungen oder häufiger Harndrang. Diese Symptome sind meist unspezifisch, sollten aber ärztlich abgeklärt werden, wenn sie über Wochen bestehen.
Was sind die Risikofaktoren für Eierstockkrebs?
Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, familiärer Belastung, Endometriose oder längerer hormoneller Belastung. Ein gesunder Lebensstil, Schwangerschaften und die Einnahme oraler Kontrazeptiva können das Risiko senken.
Wie wird Eierstockkrebs festgestellt?
Die Diagnose erfolgt durch gynäkologische Untersuchung, transvaginalen Ultraschall, Bildgebung (CT/MRT) und Bluttests auf Tumormarker. Eine sichere Diagnose kann jedoch nur durch eine feingewebliche Untersuchung nach einer Operation gestellt werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Eierstockkrebs?
Die Therapie hängt vom Stadium und der Tumorart ab. Meist besteht sie aus einer Operation, gefolgt von Chemotherapie. Jede Behandlung wird individuell im Fachzentrum geplant.
Kann man nach einer Eierstockkrebs-Behandlung schwanger werden?
In frühen Stadien und bei entsprechendem Befund kann eine fertilitätserhaltende Operation möglich sein. Vor Beginn einer Chemo- oder Zieltherapie kann das Einfrieren von Eizellen, Embryonen oder Eierstockgewebe (Kryokonservierung) erwogen werden. Diese Entscheidung sollte immer gemeinsam mit Onkolog:innen und Reproduktionsmediziner:innen getroffen werden.
Ist Eierstockkrebs heilbar?
Ja, besonders wenn der Tumor früh erkannt und vollständig entfernt wird. Die Heilungschancen hängen vom Stadium, der Tumorart, genetischen Faktoren und der gewählten Therapie ab.
Kann man Eierstockkrebs vorbeugen?
Eine absolute Vorbeugung gibt es nicht. Regelmäßige gynäkologische Kontrollen, ein gesunder Lebensstil, die Einnahme oraler Kontrazeptiva (nach ärztlicher Beratung) und bei familiärer Belastung eine genetische Beratung können helfen, das Risiko zu reduzieren.
Welche Rolle spielt die Genetik bei Eierstockkrebs?
Etwa 10–15 % aller Fälle sind genetisch bedingt. Eine genetische Testung kann helfen, individuelle Vorsorge- und Therapieentscheidungen zu treffen.
Wann sollte ich ärztliche Hilfe suchen?
Wenn über mehrere Wochen anhaltende oder neu auftretende Beschwerden im Bauch- oder Beckenbereich bestehen – insbesondere Blähungen, Druckgefühl, Völlegefühl oder ein zunehmender Bauchumfang. Frühzeitige Abklärung bedeutet Sicherheit.